Günther Jauch erzählt Hütchenspiel-Panne – „Wer wird Millionär?“ startet verspätet bei RTL

Ein verspätetes RTL-Comeback und ein Moderator auf Krücken
Später Start, großer Auftritt: Gleich zum Herbstauftakt von „Wer wird Millionär?“ am 15. September rückte nicht nur das Quiz in den Fokus, sondern auch eine persönliche Geschichte des Moderators. Günther Jauch stand nach der Programmverschiebung – ausgelöst durch ein Raab-Format im Vorfeld – wieder bei RTL im Studio, allerdings auf Krücken. Er hat sich am Sprunggelenk das Wadenbein gebrochen. Die Sendung lief im linearen Programm, die Premiere war zuvor schon auf RTL+ abrufbar.
Typisch Jauch: Bevor es ans große Raten ging, gab’s kleine, präzise Alltagsbeobachtungen. Mit Kandidatin Carolin Klinkenberg kam er auf das Hütchenspiel zu sprechen – dieses schnelle, scheinbar harmlose Straßenspiel, das Touristen überall in Metropolen anlockt. Klinkenberg erzählte, ihr Mann habe sie in Paris vor der Teilnahme bewahrt. Jauch erwiderte mit einer eigenen Erinnerung – und die hatte es in sich.
Er war 16, in New York, neugierig, zuversichtlich. Ein paar Handgriffe, ein flinker Becherwechsel, ein Einsatz – „Bang, mein Geld war weg!“, sagte er. 50 Dollar kostete ihn die Lektion. Aufgeben wollte er nicht, also rannte er den Männern hinterher und suchte eine Polizeistreife. Die Beamten hörten zu – und lachten nur. Hilfe? Keine. Die 50 Dollar blieben verloren.
Wie das Hütchenspiel funktioniert – und woran man die Falle erkennt
Jauchs Erfahrung steht exemplarisch für ein Spiel, bei dem die Bank fast immer gewinnt. Das Hütchenspiel lebt von Geschwindigkeit und Teamarbeit. Einer mischt, andere tun so, als seien sie zufällige Passanten – sogenannte Anspieler. Sie gewinnen scheinbar mühelos, locken damit echte Zuschauer an und erhöhen den Einsatzdruck. Die eigentliche Täuschung passiert in Sekunden: Der „Ball“ wird unbemerkt aus dem Spiel genommen oder verschoben, die Hand verdeckt die entscheidende Bewegung. Wer mitmacht, hat praktisch keine Chance.
Dass die Polizei in Touristenvierteln manchmal zurückhaltend reagiert, ist kein amerikanisches Phänomen. In vielen Großstädten ist das Hütchenspiel illegal, aber extrem mobil. Die Gruppen wechseln blitzschnell den Standort, einer hält Wache, und im Zweifel ist die Runde in Sekunden verschwunden. Für Betroffene bleibt es meist bei einem kurzen, teuren Ärger – genau wie bei Jauch.
Woran erkennt man die Masche? Es gibt klare Signale:
- Immer gleiche „Zuschauer“, die plötzlich gewinnen und andere zum Mitmachen anstacheln.
- Ein enger Halbkreis, der Außenstehende abschirmt und die Sicht blockiert.
- Hektisches Tempo, laute Ansagen, ständiges Erhöhen der Einsätze.
- Der Spielleiter lässt den „Ball“ zwischendurch verschwinden – ohne dass es auffällt.
Wer in so eine Situation gerät, sollte Abstand halten. Kein Bargeld zeigen, nicht diskutieren, nicht „nur zum Spaß“ mitspielen. Nach einem Betrug lieber ruhig bleiben und den Ort verlassen. Eine Anzeige ist möglich, aber die Täterstruktur ist oft flüchtig organisiert – schnelle Hilfe oder Geldrückgabe sind selten.
Zurück ins Studio: Jauchs Geschichte war mehr als ein Gag zum Staffelstart. Sie zeigte, wie schnell man in einer fremden Stadt in eine Falle laufen kann, egal wie geübt man sich wähnt. Genau diese Mischung aus persönlicher Note und klarer Ansage ist seit Jahren sein Stilmittel. Zwischen Kandidatenfragen, Publikumsjoker und Telefonaten fällt so eine Warnung nicht aus dem Rahmen – sie erdet den Abend.
Der verspätete Start schadete der Aufmerksamkeit nicht. „Wer wird Millionär?“ ist als Montagsinstitution robust. Die Struktur bleibt unverändert: die bekannten Joker, das Stufenmodell, die kurzen Gespräche, in denen Biografisches und Kurioses Platz finden. Dass Jauch auf Krücken moderierte, änderte an Tempo und Ton kaum etwas. Die Regie hielt die Wege kurz, die Pointen saßen, und die Kandidatinnen und Kandidaten kamen zügig zu ihren Fragen.
Auch die Produktionslogik bleibt zweigleisig: Wer live schauen will, bleibt beim linearen RTL-Abend; wer lieber vorab reinschnuppert, klickt sich auf der Plattform rein. Dieses Hybridmodell hat sich in der vergangenen Saison bewährt. Für die neue Runde setzt die Redaktion auf die bekannte Balance: verlässliche Regeln, ein paar frische Gesichter und genau jene Momente, die hängen bleiben – wie ein Moderator, der offen erzählt, wie er einmal selbst auf eine einfache Masche hereinfiel.
Jauchs kurze New-York-Episode wirkt nach – nicht nur als Anekdote, sondern als Merkzettel für die nächste Reise. In Städten, in denen alles schnell geht, ist „schnell“ oft die falsche Antwort. Und die sicherste Art zu gewinnen, bleibt beim Hütchenspiel dieselbe: gar nicht erst mitzuspielen.
Schreibe einen Kommentar